Krabat - Die Elemente der Macht

Willst du den wahren Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.
Man kennt diesen Satz von Abraham Lincoln, und die erste Assoziation ist das, was doch so viele von uns mit dem Begriff der Macht verbinden. Eine dunkle, unheimliche Energie, die dazu dient, andere Menschen zu zwingen und zu beherrschen. Jedoch, in der zweiten Lesart kommen wir darauf, dass man natürlich in manchen Menschen auch den guten Charakter erkennen kann, wenn man ihnen Macht gibt. Die Macht ist also per se nichts schlechtes, die Frage ist: wie wird sie genutzt, und vor allem: von wem?
Die Macht ist untrennbar mit dem Begriff Verantwortung verbunden. Und diese Verantwortung, die scheuen eben auch viele Menschen. Macht heißt gestalten, aber was, wenn man Fehler macht? Darf man sich überhaupt anmaßen, Macht über andere Menschen zu erlangen? Wer nichts macht, macht eben auch nichts falsch – der fühlt sich oft ohnmächtig, bleibt aber auch ein Unschuldslamm und muss aufpassen, dass er nicht zum Opferlamm wird.
Es gibt aber eben auch die, die stetig nach der Macht streben, es ist ein Trieb. Da geht es nicht um Verantwortung oder das Wohl aller, da geht es um das Gefühl, unentbehrlich zu sein, die Fäden in der Hand zu halten. Diese Menschen wissen, dass das Geheimnis der Macht darin besteht, zu wissen, dass die anderen feiger sind, als man selbst. Diese Menschen sehen sich selbst und andere wie ein Wolfsrudel, in dem man kämpfen muss, um das Alphatier zu sein.
Die Macht wiegt schwer in der Hand eines einzelnen. Den einen ist es zu viel, in den Händen der Anderen droht Gefahr. Doch was, wenn man die Macht innerhalb einer Gemeinschaft teilt? Wenn je nach Talent jeder ein bisschen von der Verantwortung übernimmt? Müsste man dann nicht frei nach Lincoln sagen: Willst du den Charakter vieler Menschen bessern, so gib jedem einen Teil der Macht.
Von den Elementen der Macht erzählt der 8. Teil der Krabat-Festspiele 2019.
Drei Jahre sind vergangen, seit der junge Krabat beim Schwarzen Müller das Zaubern gelernt hat und den bösen Meister besiegt hat. Gemeinsam mit seiner Hanka hat Krabat die verbrannte Mühle wiedererrichtet und lebt mit den Dorfbewohnern von Schwarzkollm in Frieden und Harmonie. Er hat dem Zaubern abgeschworen und will mit Wissen und Tatkraft sein Leben verbringen. Doch die Macht des Schicksals greift in sein Leben ein. Der Gevatter erscheint und will Krabat dazu bringen, das Siegel der Macht zu erschaffen. Denn das Siegel, dass auf der Vorderseite des Koraktors, des Zauberbuches prangt, ist beim Kampf gegen den Schwarzen Müller verbrannt. Das magische Pentagramm verleiht jedoch dem Koraktor seine magische Kraft. Wohl wissend, dass er Krabat selbst nicht dazu zwingen kann, bringt der Gevatter den Schwarzen Müller zurück aus dem Reich der Schatten und es beginnt der Kampf um die Macht an der Schwarzen Mühle.